Am 18. Oktober 1901 melden die lokalen Nachrichten der Zeitung, dass der Villenbau des Fräulein Johanna Richert an der Wilhelmstraße einem Maurermeister aus Bergen übertragen worden ist. Mit den erforderlichen Planierungs- und Ausschachtungsarbeiten sei bereits begonnen worden. Schon Ende des Jahres findest das Richtfest des neuen Hauses statt und im folgenden April ist der Bau endgültig fertig gestellt.

Ein architektonisches Kleinod ist die Holzveranda im Stil der Bäderarchitektur, gefertigt in Ständerbauweise mit Rundbögen, Schmuckzapfen und reicher Ornamentik. Der seitliche Windschutz besteht aus kleinteiliger, zum Teil geätzten Verglasungen und wird durch eckig gesetzte Buntglasscheiben betont. Diese Veranda ist bis heute im Originalzustand zu bewundern. Leider ist die mit „Schiefer in Mustern“ gedeckte Turmhaube der einstigen Mangelwirtschaft in der DDR zum Opfer gefallen.

Die Geschichte und die Geschicke der Villa Ingeborg wurden von selbstbewussten und selbstständigen Frauen bestimmt.

1929 kauft Olga Spiering, die langjährige Leiterin des Kurhauses Komba, die Villa. Im Mai 1938 heiratet sie den schwedischen Kaufmann Nils Oscar Ericson. In den folgenden Kriegsjahren wird das Haus für die Kinderlandverschickung benötigt. Ab 1951 ist Haus Ingeborg das einzige private Vertragsheim für Gesundheit in der DDR. Doch das kann die Enteignung und Verhaftung der Besitzerin im Jahre 1953 nicht verhindern.

Fräulein Schneider, die 1948 ihre Ausbildung im Haus begonnen hat, erkämpft im Zuchthaus Bützow, die Freilassung der alten Dame. Ende 1954 gelingt es ihr sogar, Frau Ericson wieder in das Grundbuch eintragen zu lassen.

Aufgrund des herzlichen und familiären Verhältnisses zwischen den Frauen, erbt sie 1961 den Besitz.

Gemeinsam mit ihrem Mann wird die Villa von 1962 bis 1990 als Erholungsheim für werdende Mütter und danach als Familienpension weitergeführt.

Heute wird das Haus in zweiter und dritter Generation der Familie Schneider geführt.

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